Critica di T.W. Adorno alla negazione nella logica di Hegel

Fulvio Abbate


                                                                                                                                                     ©  Consecutio Temporum  

Adorno konzentriert sich auf den Begriff des Negativen. Er glaubt, dass Hegel diesen konstitutiven Begriff der Dialektik zugunsten einer Wiederherstellung der Identität aufgibt. Die Identität erscheint wieder siegreich, als “Aufhebung” jener Spannungen und Aporien, die im Negativen zum Ausdruck kommen, die Hegel aber in eine versöhnte Totalität auflösen wollte. Dies sind Thesen, die Adorno in seinem gesamten Werk vertritt, die aber in den Drei Studien über Hegel (1963) und in der berühmten Negativen Dialektik (1966) am deutlichsten hervortreten. Er würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Hegel mit seiner Theorie des Negativen ein mächtiges und doch höllisches logisches Mittel erfindet, um die Differenz auf die Identität zurückzuführen. So sieht Adorno im Negativen eine Kategorie, die der Bewegung der Differenz gerecht zu werden scheint, während Hegel gerade durch den Prozess, der durch den Widerspruch und das Negative ausgelöst wird, einen Weg findet, das Vielfache ein für alle Mal der Einheit und die Differenz der Identität unterzuordnen. In der Logik des Seins, im Kapitel über das Dasein, d.h. das “Dasein als solches” (WdL 1812, 59-66; 80-90)[1]; und im Teil “Bestimmtheit” (WdL 1812, 66-78; 91-107) hat der Begriff Dasein für Hegel die Bedeutung von “bestimmtes Sein”. Das heißt, “bestimmtes Sein”. oder “bestimmtes Wesen” (WdL 1812, 59; 80). Darin ist der Begriff der Negation konstitutiv für das bestimmte Sein, insofern er als Bedingung für die Definition des Begriffs bereits implizit enthalten ist. Außerdem entsteht sie aus der Dialektik von Sein, Nichts und Werden. In dem Teil, den Hegel “Nichtsein und Negation in der Logik” nennt, stoßen wir nun auf den Begriff der Realität. Diese weitere Stufe des determinierten Seins stellt Hegel in Form einer Vereinigung zweier zunächst gegensätzlicher Begriffe dar, bestehend aus dem “Sein an sich” (Ansichsein) und dem “Sein für etwas anderes”.

Diese beiden Momente sind konstitutiv für die Wirklichkeit des Seins. Das bedeutet, dass das Sein, um Wirklichkeit zu erlangen, zugleich als ein Anderes als sich selbst bestimmt werden muss und daher, während es in der Nähe seiner selbst, also “an sich” ist, eine Seite hat, die es dem Anderssein als sich selbst, also dem “Anderen” aussetzt. Im Sein-Sein als Realität haben wir es noch nicht mit einer Bewegung der positiven Bejahung der Existenz zu tun, das Sein-Sein steht noch nicht als singuläre Existenz. Der Aspekt des Anders-Werdens als er selbst, in der Wirklichkeit des Seins, besteht noch immer als gleichgültig neben seinem An-sich-Sein. Außerdem macht Hegel deutlich, dass man es auf dieser Höhe noch nicht mit der Beziehung zwischen einem An-sich-Sein und einem anderen Sein zu tun hat, d.h. man hat es noch nicht mit der Beziehung zwischen zwei verschiedenen und unabhängigen Wirklichkeiten zu tun, sondern die Beziehung zwischen An-sich-Sein und Für-anderes-Sein beinhaltet ein einziges und identisches Sein.  Die Wirklichkeit als Ausdruck der Einheit zwischen diesen verschiedenen Aspekten zeigt, dass das Sein zu einem vermittelten Konzept geworden ist, in dem sich das An-sich-Sein und das Für-den-Anderen-Sein als Momente einer einzigen Wirklichkeit widerspiegeln. Daher kann Hegel das Wirklichkeit gewordene Sein als “reflektiertes Sein” bezeichnen (WdL 1812, 63; 86). Daraus entsteht das “Etwas” (Etwas). Nach dem bisher zurückgelegten Weg hat der logische Prozess gezeigt, dass das Sein als abstrakter Begriff mit dem Nichts identisch ist und als mit dem Nichts identisch nur in der Konkretheit des Werdens wirklich existieren kann; letzteres fällt in das Sein “als solches”; das Sein “als solches” aber, insofern es bestimmtes Sein ist, konstituiert sich als “Wirklichkeit” nur insofern, als es als “Reflexion”, d.h. als Überwindung der beginnenden Spaltung zwischen dem An-sich-Sein und dem Für-andere-Sein, in seiner eigenen Einheit gesetzt wird. Hierin liegt aber der aus Hegels Sicht unbedingt notwendige Übergang von der Dimension der Wirklichkeit zur Dimension des Etwas. Damit das An-sich-Sein und das Für-den-Anderen-Sein die beiden Seiten ein und derselben Wirklichkeit zum Ausdruck bringen können, darf sich diese nicht darauf beschränken, sie als zwei in gegenseitiger Indifferenz nebeneinander existierende Aspekte passiv in sich aufzunehmen, sondern muss aus ihrer gegenseitigen Überwindung positiv als negative Einheit hervorgehen.

Das bedeutet, dass diese Momente nicht einfach voneinander unterschieden werden und gleichgültig bleiben, sondern dynamisch ineinander übergehen. Um sich abzugrenzen, setzt jeder den anderen voraus und löst sich in ihm auf. Die Wirklichkeit des Seins wird so zu etwas positiv Bejahendem, und es ist genau dieser Charakter der bejahenden Selbststellung, der das Sein als Etwas vom Sein als Wirklichkeit zu unterscheiden scheint: “Das Sein”, schreibt Hegel, “ist Insichsein, und als Insichsein ist es existent (Daseiendes), d.h. etwas” (WdL 1812, 66; 89). Nicht-Sein und Negation in Hegels Logik münden also in die Bejahung des An-sich-Seins als Sein, in seine explizite Setzung als singuläres Seiendes, kurz, in seine Selbstbestimmung als Etwas. Hegel schreibt: “Das Sein an sich ist das Verhältnis des Seins zu sich selbst, insofern die Überwindung des Seins durch etwas anderes seine eigene Bewegung ist” (WdL 1812, 66; 90). Hier haben wir nicht mehr ein Verhältnis der einfachen Indifferenz zwischen dem An-sich-Sein und dem Für-andere-Sein; letztere stellen nicht mehr, wie es noch beim An-sich-Sein als Realität der Fall war, verschiedene Aspekte oder Seiten dar, die ruhig nebeneinander existieren. Das Wesen, das zu etwas wird, wird als in sich selbst immanent existierend postuliert, es ist das Ergebnis einer Bewegung der Absorption des Anderen in sich selbst. Wir befinden uns in der Gegenwart einer artikulierten Identität, die ein bestimmtes Werden, eine beginnende Prozesshaftigkeit enthält und zum Ausdruck bringt. In diesem Etwas wird die Negation zum ersten Mal nicht mehr nur eine operative und implizite Modalität, sondern die grundlegende Dimension – das Rückgrat des Konzepts. Und das bedeutet für Hegel, dass wir im Etwas zum ersten Mal einen Anfang der Subjektivität haben. Subjektivität ist bei Hegel immer nur als die Bewegung der Rücknahme eines Anderen in sich selbst gegeben. Dies ist der Grundgedanke der Aufhebung. Hegel schreibt: “In der Folge [der Logik] wird das Etwas genauer als Für-sich-Sein oder als Ding, Substanz, Subjekt und so weiter bestimmt werden”, wobei er präzisiert, dass “allen diesen Bestimmungen die negative Einheit zugrunde liegt” (WdL 66; 90). Die negative Einheit ist also “die Beziehung zu sich selbst durch die Negation des Andersseins”, d.h. die negative Einheit bezeichnet zugleich eine Struktur und eine Bewegung: Sie hat selbstreflexiven Charakter als Selbstreferenz, die die Notwendigkeit voraussieht, sich dem Anderssein auszusetzen, die aber, indem sie das Risiko dieser Aussetzung in Kauf nimmt, auf ihre “Macht” (die Macht des Negativen) setzt, d.h. auf ihre Fähigkeit, es durch eine prozessuale Dynamik in sich selbst wieder aufzunehmen. In der Tat schließt die Hegelsche Passage so: “das Sein also im Etwas ist so ins Negative übergegangen, dass dieses nun allen übrigen logischen Bewegungen zugrunde liegt” (ebd.). Hegel nennt “das Negative” eine “negative Einheit”, d.h. eine Einheit, die sich selbst dynamisch herstellt und ein Verhältnis zum Anderen impliziert, das den Bezug auf sich selbst durch die prozessuale Absorption dessen realisiert, was in seiner Unmittelbarkeit als anders und fremd in Bezug auf sich selbst erscheint Der durch das Etwas konstituierte Fortschritt hat für Hegel jedoch eine Grenze, die durch den unbestimmten Charakter des Etwas selbst konstituiert wird. Es geht nun darum, die Bewegung der Bestimmung voranzutreiben, und zwar so, dass die konstitutive Unbestimmtheit der Bestimmung des Begriffs von etwas selbst überwunden wird. In dem Abschnitt, der der Bestimmtheit gewidmet ist, besteht Hegels Aufgabe darin zu zeigen, wie die negative Einheit, die sich im Etwas verwirklicht, nicht in den Grenzen des Etwas enthalten sein kann, sondern über die unbestimmte Allgemeinheit des Letzteren hinausgeht, auf der Suche nach Konkretisierung. So ist das Etwas als negative Einheit nicht nur die Bejahung seines eigenen Seins in sich selbst durch den Einschluss des anderen Wesens, sondern impliziert die Ausübung einer erneuten Negation des letzteren, als Ausschluss dessen, was das Etwas nicht ist, von sich selbst.

Was das Etwas von sich selbst ausschließt, ist sein eigenes Nicht-Sein, das heißt, sein eigenes Nicht-anders-Sein. Aber das ist die Schlussfolgerung, die Hegel zieht: Etwas kann nicht existieren, ohne mit dem Nichtsein zusammenzufallen, das es auch ausschließt. Dieses Nicht-Sein macht also das wahre und eigentliche Sein des Etwas aus; das Sein des Etwas fällt mit seinem eigenen Nicht-Sein zusammen. Hegel sagt: “Etwas ist nur in seiner Grenze, was es ist” (WdL 69; 94). Indem also die Grenze das Etwas von dem trennt, was anders ist als es, bestätigt sie zugleich, dass das Sein des Etwas nur als negatives Sein gegeben ist, das heißt in Bezug auf das, was das Etwas nicht ist. Diese Dialektik zwischen dem An-sich-Sein des Etwas und dem Sein des Etwas in Bezug auf etwas anderes ist es, die im Begriff der Grenze zum Ausdruck kommt. So fällt das An-sich-Sein des Etwas mit seiner eigenen Grenze zusammen; aber es fällt mit seiner eigenen Grenze nur insofern zusammen, als die Grenze auch den Punkt markiert, ab dem das Etwas aufhört zu sein. Die Grenze bezeichnet sowohl den Bereich, in dem das Wesen des Etwas besteht, als auch den Bereich, durch den das Wesen des Etwas aufhört zu sein. Und so behauptet Hegel mit gutem Recht, dass das Sein des Etwas mit seinem Nichtsein zusammenfällt, während umgekehrt das Nichtsein des Etwas als sein eigentliches Sein erscheint. Der Begriff der “Determiniertheit” drückt diese in die Grenze gestellte wechselseitige Implikation zwischen dem Sein und dem Nichtsein des Etwas aus.  Das Etwas, das durch seine eigene Grenze bestimmt ist, zeigt, dass seine Bejahung als existent mit seiner eigenen Verneinung zusammenfällt. Der Begriff der Grenze ist die Form, die die Einheit zwischen Sein und Nichtsein, deren erster Ausdruck die Kategorie des Werdens ist, auf der Ebene des Etwas annimmt. Wir kommen also zu dem Problem, diese dynamische Einheit zwischen Sein und Nichtsein weiter zu bestimmen, ausgehend von dem im Begriff der Grenze skizzierten Widerspruch. In der Logik von 1812 bestimmt Hegel diese Einheit als “Veränderung”. Dies ist eine höhere Ebene der logischen Konkretisierung als die ursprüngliche Dialektik zwischen Sein, Nichts und Werden. Auf der Ebene von etwas wird die Einheit zwischen Sein und Nichtsein nämlich nicht allgemein als Werden ausgedrückt, sondern gibt Anlass zum Begriff der Grenze. In der Grenze drückt sich diese Einheit jedoch als reiner und einfacher Widerspruch aus, der zur Selbstzerstörung des Etwas führen würde; der Ausdruck des der Grenze immanenten Widerspruchs muss daher dynamisch in Form von Prozessualität und Bewegung realisiert werden. Diese dynamische Verwirklichung stellt sich als eine Veränderung des Etwas dar, d.h. nicht einfach als sein Übergang vom Sein zum Nichtsein und vom Nichtsein zum Sein, sondern als eine Transformation, die seine Bestimmtheit als variablen Ausdruck seiner Grenze investiert. Der Wandel ist die neue Form der Vereinigung zwischen den Aspekten des An-sich-Seins und des Für-den-Anderen-Seins. In diesem Sinne ist die Negation besonders deutlich im Begriff des Etwas aufgetaucht, aber gleichsam als “metalogische” Kategorie, d.h. als ein Begriff, den Hegel verwendet, um die Bewegung innerhalb des Begriffs des Etwas zu beschreiben. Am Ende des Abschnitts über die Veränderung wird die Negation jedoch nicht mehr nur ein Begriff sein, mit dem Hegel die Bewegung der Kategorien beschreibt, sondern sie wird selbst als Kategorie auftauchen: das heißt, sie wird aus der Bewegung der logischen Selbstbestimmung abgeleitet, die sie selbst zu beschreiben und zu artikulieren hilft. Mit dem Ausdruck “die Äußerlichkeit des Andersseins ist die Bestimmung, das An-sich-sein, des Etwas selbst” (WdL 1812, 73; 101) impliziert, dass das An-sich-Sein ein Element des Andersseins hat, das diesmal als konstitutiv für die Innerlichkeit des Etwas erscheint. Entschlossenheit wird somit als Ergebnis einer Prozessualität oder Bewegung verstanden. Es ist kein Zufall, dass der Begriff Bestimmung im Deutschen auch die Bedeutung von “Ziel” annimmt: Die Idee des Ziels drückt eine Orientierung aus, eine Handlungslinie, die auf die Verwirklichung einer Identität gerichtet ist, die wir nicht voraussetzen können, sondern die sich nur im Werden ihrer eigenen Herstellung, in der Bewegung einer freien Prozessualität, etablieren kann. In der Grenze findet etwas nicht mehr sein Sein, sondern sein Nichtsein; die Grenze ist nicht mehr Symbol der Vergewisserung und Rückversicherung in der Identität, sondern deren Negation. Sie wird in diesem Sinne zur Einschränkung. Das heißt, sie ist nicht mehr eine ein für allemal gezogene, statisch gegebene Grenze, sondern eine überwindbare Schranke, das heißt, sie ist der Anfang des Subjekts; daher liegt der Begriff der “Unruhe von etwas” in der Tatsache, die eigene Grenze zu sein und nicht zu sein, diesseits und jenseits der eigenen Grenze zu sein; in der Grenze die Bedingung der eigenen Identität und zugleich die Schranke zu haben, die einen von ihr trennt. Bestimmung ist der Ausdrucksbegriff dieser Ambivalenz, als die Abwesenheit von Befriedung. Wir befinden uns in der Gegenwart eines neuen Widerspruchs, einer neuen Figur des “Negativen”, als widersprüchliche Einheit von Bestimmtheit und Bestimmung. Hegel schreibt dazu: “Bestimmtheit ist Negation im Allgemeinen” (WdL 1812, 77; 106). Und die Bewegung der Negation selbst erweist sich als negativ. “Negativität” ist nicht einfach Negation, sondern sie ist die Bewegung der Affirmation der Negation, sie ist der Prozess, in dem sich die Negation als Kraft des Negativen entfaltet. Hegel schreibt: Die Negation ist das authentische Reale und das Sein an sich. So wird die Hegelsche Logik in dieser Bewegung zu einer Logik der Negation. “Diese Negativität ist die abstrakte Grundlage jeder philosophischen Idee und des spekulativen Denkens im Allgemeinen” (ebd.). Und dann: “Vom Begriff der Negativität müssen wir sagen, dass erst die Moderne begonnen hat, ihn in seiner Wahrheit zu verstehen” (ebd.). Der wesentliche Charakter der Moderne besteht also gerade darin, dass sie diesen Begriff der Negativität in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt hat.  Die Negation spielt in der Logik des Seins eine entscheidende Rolle.

In der Wesenslehre ist es nun nicht mehr einfach eine Negation aller Bestimmtheit, sondern die Negation ist die Bewegung der Wesenseinheit als negative Einheit. Im Falle der Essenz gibt es mehr als nur ein Werden oder einen Übergang von einer Bestimmtheit zu einer anderen, aber jede Bestimmtheit bleibt in der Bewegung der Essenz, die sie setzt. Hegel schreibt nämlich: “Im Wesen ist die Determiniertheit nicht. Sie wird nur durch das Wesen selbst gesetzt” (WdL 1813, 243; 435): sie wird nicht als Wesen vorausgesetzt, sondern existiert nur in Bezug auf die Bewegung des Wesens. Aus diesem Grund verneint das Wesen in der Bewegung, mit der es seine Bestimmungen aufstellt, sofort deren vermeintliche Autonomie und schließt sie in seine eigene Bewegung ein. Daraus ergibt sich die besondere Form der Negativität des Wesens. Er bestimmt die Negativität der Essenz durch den Begriff der “Reflexion”. Die Negativität des Wesens ist Reflexion, schreibt Hegel; und die Bestimmungen des Wesens sind “reflektierte” Bestimmungen, d.h. vom Wesen gesetzt und so, dass sie im Wesen bleiben, insofern sie in der Bewegung des Wesens selbst “überwunden” und wieder aufgenommen werden. Die Essenz bezeichnet nämlich kein Substrat, sondern eine Bewegung oder eine Prozessualität; und die Reflexion wiederum wird nicht als subjektive Denkübung verstanden, sondern ist eine objektive Struktur der Essenz. Sie ist nicht etwas, das sich im “Geist” des Menschen abspielen würde, sondern ist der konstitutive Vorgang des selbstbestimmenden Wesensprozesses. So kommt es zu einer radikalen Verwerfung des Reflexionsbegriffs bei Kant und Fichte, und dasselbe gilt für den Wesensbegriff in Bezug auf die frühere metaphysische Tradition. Im Hinblick auf diesen Begriff der Negativität möchte ich nun das Problem des Negativen und das des Verhältnisses von Differenz und Widerspruch untersuchen und diskutieren. Der Begriff des “Scheins” (Schein), demzufolge die Wesensbestimmungen in diesem Stadium der logischen Entwicklung die Bedeutung von bloßen Erscheinungen haben. Das bedeutet, dass die Bewegung der Selbstbestimmung des Wesens zunächst eine Bewegung der reinen Selbstreflexion ist, denn die spezifisch bestimmten Momente, in denen sie sich artikuliert, sind lediglich die Reflexion eines Prozesses, in dem sich das Wesen ausschließlich zu sich selbst in Beziehung setzt. Indem sie von der Essenz postuliert werden, ist es klar, dass Bestimmungen jeglichen Status ontologischer Konsistenz verlieren und sich als Schein (“Simulacra”) der Essenz selbst offenbaren. Dieser Begriff verdeutlicht noch einmal den Wandel, den der Begriff der Bestimmtheit durchläuft, auf den ich aber, wie ich meine, schon oft genug hingewiesen habe: Die Bestimmtheit wird vorausgesetzt, der Schein wird postuliert. Darüber hinaus erhält der Begriff der “Reflexion” seine spezifisch hegelianische Konnotation gerade in Bezug auf diesen Schein, diese Erscheinung des Wesens in Bezug auf sich selbst. Das grundlegende Merkmal des Scheins ist also die Identität zwischen Unmittelbarkeit und Negativität; der Schein zeigt die Verbindung an, die das Wesen zwischen diesen beiden widersprüchlichen Bestimmungen herstellt. Die Essenz setzt sich in einer Bestimmtheit, aber diese Bestimmtheit wird, insofern sie von der Essenz gesetzt wird, als unmittelbar Nicht-Sein gesetzt, und die Negation in der Hegelschen Logik verliert die Unmittelbarkeit, die sie als Voraussetzung auszeichnete, die Bestimmtheit verliert ihre Unmittelbarkeit und wird zum Simulakrum oder “Schein”, so wie die Negation, die in der Reflexion der Essenz bejaht wird, nicht mehr die an ein Wesen gebundene Negation ist, sondern eine Negation, die sich unmittelbar auf eine Negation bezieht. Die Negation der Negation, die in der Essenz bejaht wird, ist alles, was der Bewegung der Vermittlung innewohnt, die die Essenz mit sich selbst herstellt: Es gibt nichts Unmittelbares mehr, sondern alles ist in die unendliche Bewegung eingeschlossen, mit der sich die Essenz in den Schein stellt, und der Schein bezieht sich nicht auf etwas anderes als sich selbst, sondern nur auf sich selbst. Daher kann Hegel schreiben, dass die Unmittelbarkeit nur diese Bewegung ist, d.h. die Bewegung des Wesens, das sich in den Schein setzt und durch die Aufhebung des Scheins sich in der Identität mit sich selbst wiederherstellt. Hegel bezeichnet diesen Vorgang als eine “Bewegung, die vom Nichts zum Nichts geht und auf diese Weise zu sich selbst zurückkehrt” (WdL 1813, 250; 444).

Das Wesen ist die Bewegung, die aus dem Schein, als negative Bestimmung, die dem Nichts gleich ist, zu sich selbst zurückkehrt als Prozess der Nifikation des Nichts, das der Schein in sich selbst ist. Das Wesen ist also nichts, aber es ist insofern nichts, als es eine Bewegung der aktiven Nivellierung ist, die die Parvance postuliert, sie aber, indem sie sie als bloße Negation postuliert, als gleichwertig mit dem Nichts postuliert und sie daher im selben Moment negiert, in dem sie sie postuliert. Indem sie den Schein vernichtet, behauptet sich die Essenz als nientifizierende Kraft oder Negativität, d. h. als eine Bewegung, die aus dem Nichts, das sich als Schein darstellt, zu sich selbst als Nichts zurückkehrt, die dieses erste Nichts vernichtet hat und sich so in negativer Einheit mit sich selbst wiederhergestellt hat. Es ist klar, dass die Reflexion als unendliche Bewegung der Essenz Gefahr läuft, das Ganze in eine neue Form der Unmittelbarkeit zu stürzen, die mit der absoluten Negativität der Essenz selbst zusammenfällt. Solange sie sich auf die Produktion des Scheins beschränkt, läuft die Essenz Gefahr, nicht nur den Schein ins Nichts zu stürzen, sondern auch sich selbst als rein negative Reflexionsbewegung. Durch diese Passagen zeigt Hegel, wie gerade die Bewegung der Nihilisation, in der die Vernichtung des Scheins zu einem Ende zu kommen scheint, die Negation der Negativität, oder vielmehr die Affirmation der Negativität als Gleichheit mit sich selbst, nach sich zieht. Die Negation des Scheins durch die Essenz ist in der Tat keine externe Negation in Bezug auf den Schein, sondern eine Negation, die durch den Schein selbst auf sich selbst wirkt. Die Negation, die das Wesen auf den Schein ausübt, ist dessen Autonegation, und es ist genau dieser Austausch des Negativen mit sich selbst, den Hegel als “absolute Reflexion” des Wesens bezeichnet. Auf diese Weise wird die Negativität, die sich auf sich selbst bezieht, in eine Negation ihrer selbst als reine Negativität umgewandelt. Hegel kann also argumentieren, dass die Dialektik des Scheins ebenso sehr aus einer “überwundenen” Negativität wie aus einer reinen Negativität besteht. Die Negativität der Essenz als reflektierende Bewegung verwirklicht die Überwindung dieser Negativität und stellt die positive Identität der Essenz mit sich selbst wieder her. Umgekehrt ist die Negativität aber nur in dem Maße als überwunden gegeben, wie sie ausgeübt wird und sich als Negativität in Bewegung entfaltet. Diese beiden Seiten sind untrennbar miteinander verbunden. Es sollte uns nicht entgehen, dass der Begriff “negativ” in diesen Passagen eine grundlegende Rolle spielt. Das Negative erscheint in der Essenz als absolute Reflexion auf der Höhe des Scheins. Das Negative ist der Schein, der sich als Schein unmittelbar in dem Moment negiert, in dem er sich selbst bejaht, und umgekehrt kann er, um sich als Schein zu bejahen, nicht anders, als sich als Negativ zu bejahen und sich damit selbst zu negieren. Das Negative, das auf der Höhe des Wesens bestimmt wird, ist also diese gleichzeitige Bewegung der Selbstpositionierung und der Selbstbestätigung der Parvance; auf diese Weise negiert sich das Negative selbst als negativ. Indem es sich selbst als negativ verleugnet, ist es in der Tat noch in der Gegenwart seiner selbst, als das Negative, das sich gerade verleugnet hat. So wird durch das Negative eine Form der positiven Gleichheit mit sich selbst wiederhergestellt, die jedoch immer noch die des Negativen ist, so dass sie sich wieder in eine negative Gleichheit von sich selbst mit sich selbst umkehrt. Das Ergebnis der Dialektik der Erscheinung führt zu einem der wichtigsten Kapitel der gesamten Wissenschaft der Logik, dem Kapitel über die sogenannten “Bestimmungen der Reflexion”. Der erste beschäftigt sich mit dem Übergang von der Differenz zum Widerspruch, der zweite mit der Überwindung des Negativen, die Adorno in Drei Aufsätze über Hegel und in Negative Dialektik bestreitet. Was – 1 – den ersten Punkt betrifft, so geht es um den Begriff der Differenz und seine Beziehung zu den Begriffen der Identität und des Widerspruchs. Die Position von Deleuze ist sehr klar. In der Tat liest er den Übergang von der Differenz zum Widerspruch nicht als Radikalisierung der Differenz, sondern als deren Entmachtung. In diesen Abschnitten der Hegelschen Logik werden wir Zeuge der Verwandlung der Differenz in einen Widerspruch, denn der Begriff des Widerspruchs ermöglicht es, die Differenz von einer Vielzahl verstreuter Elemente auf eine reine und einfache Dualität von Begriffen zu reduzieren, die in Wirklichkeit ein und derselbe Begriff sind, der einmal als positiv und einmal als negativ aufgefasst wird. Auf diese Weise wird der Widerspruch zu dem Begriff, durch den die Differenz in den Bereich der Identität zurückgeführt und das Vielfältige in die Einheit des spekulativen Begriffs einbezogen werden kann. Das Ergebnis dieser Bewegung, in der der Unterschied durch den Widerspruch in die Identität mündet, ist also das wahre Ziel der Dialektik des Wesens und ganz allgemein des gesamten Hegelschen Denkens. Natürlich handelt es sich nicht mehr um eine Frage der Identität im Sinne der formalen Logik, sondern im weitaus komplexeren Sinne des spekulativen Begriffs.

[1] G.W.F. HEGEL, Wissenschaft der Logik, erster Band: Die objektive Logik, erstes Buch: Das Sein, 1812, in Gesammelte Werke, Bd. 11, hrsg. von F. Hogemann und W. Jaeschke, Meiner, Hamburg 1978, pp. 1-232; trad. it. Scienza della logica. Libro primo. L’essere, 1812, a cura di P. GIUSPOLI, G. CASTAGNARO, P. LIVIERI, Quaderni di Verifiche, Trento 2009. Da noi abbreviata con la sigla WdL 1812, seguita dal G. W. F. HEGEL, Wissenschaft der Logik, erster Band: Die objektive Logik, zwi- tes Buch: Das Wesen, 1813, in Gesammelte Werke, Bd. 11 cit., pp. 233-409; Scienza della logica, trad. it. di A. MONI, rev. di C. CESA, tomo secondo: La dottrina del- l’essenza, Laterza, Roma-Bari 1981, pp. 431-646.

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